Die Zukunft der Neuromodulation des Vagusnervs: Warum transkutane, nicht-invasive Wege die nächste Welle der bioelektronischen Medizin anführen

The Future of Vagus Nerve Neuromodulation: Why Transcutaneous Non-Invasive Pathways Are Leading the Next Wave of Bioelectronic Medicine

Die Stimulation des Vagusnervs (VNS) gewinnt weltweit an Bedeutung als therapeutisches Mittel bei schwierigen Erkrankungen wie Epilepsie, Depression und chronischen Schmerzen. Mit der Weiterentwicklung des Feldes vollzieht sich ein Wandel - von chirurgisch implantierten Geräten hin zu nicht-invasiven, transkutanen Technologien. In diesem Artikel werden zwei primäre Ansätze für die VNS verglichen: die zervikale und die aurikuläre Stimulation, wobei ihre Mechanismen, Sicherheitsprofile und therapeutischen Möglichkeiten bewertet werden. Während sich die zervikale VNS in der klinischen Praxis bewährt hat, deuten neue Erkenntnisse darauf hin, dass die aurikuläre transkutane Stimulation eine sicherere und leichter zugängliche Option für eine breite Anwendung sein könnte. Zusammen stellen diese Modalitäten die sich erweiternde Grenze der bioelektronischen Medizin dar.

In den letzten Jahren ist das Interesse an der Neuromodulation des Vagusnervs sprunghaft angestiegen - sowohl aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse als auch aufgrund der klinischen Dringlichkeit, hartnäckige, komplexe Erkrankungen zu behandeln. Die Neuromodulation des Vagusnervs, die zunächst mit chirurgisch implantierten Geräten durchgeführt wurde, ist bereits für die Behandlung von Krankheiten wie Epilepsie (1), Depression (2) und Clusterkopfschmerzen (3) zugelassen. Diese frühen zervikalen (auf den Hals gerichteten) Ansätze trugen maßgeblich dazu bei, die Vagusnervstimulation als ernstzunehmende klinische Intervention zu etablieren. Der Ansatz ist klinisch gut belegt und hat eine Schlüsselrolle bei der Erweiterung unseres wissenschaftlichen Verständnisses des weitreichenden Einflusses des Vagusnervs auf die menschliche Physiologie gespielt. Ohne diese grundlegenden Technologien hätte sich das Fachgebiet nicht so schnell weiterentwickelt wie bisher. Diese Verfahren sind zwar wirksam, beruhen aber auf einer invasiven Stimulation, einer Technik, die klinische Präzision erfordert und Verfahrensrisiken birgt (4). Die Notwendigkeit einer chirurgischen Implantation schränkt auch die Zugänglichkeit ein, erhöht die Kosten und schränkt die breite Anwendung ein, insbesondere bei weniger schweren oder chronischen Erkrankungen. Doch das Feld entwickelt sich weiter.

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Der nächste große Bereich, in dem die Neuromodulation des Vagusnervs von Interesse ist, ist die transkutane Stimulation - eine nicht-invasive Methode, bei der der Nerv durch elektrische Signale an der Oberfläche und nicht durch implantierte Geräte aktiviert wird. Zu dieser Kategorie gehören zwei verschiedene Techniken: die transkutane zervikale VNS (tcVNS), bei der der Nerv im Nacken von außen stimuliert wird, und die transkutane aurikuläre VNS (taVNS), die über die Ohrmuschel auf den aurikulären Ast des Vagusnervs wirkt. Diese Innovation definiert die Zugänglichkeit und Sicherheit in der bioelektronischen Medizin neu.

taVNS zeichnet sich durch seine Benutzerfreundlichkeit, seine Erschwinglichkeit und sein bemerkenswertes Sicherheitsprofil aus. Die Patienten können die Therapie mit einem kleinen, tragbaren Gerät zu Hause selbst durchführen, ohne Operation oder Überwachung. Im Vergleich zur zervikalen Neuromodulation - insbesondere zu invasiven Formen, die bekanntermaßen das Risiko kardialer Nebenwirkungen bergen - zeichnet sich die taVNS als eine äußerst sichere Option aus. Eine große Metaanalyse, die 177 Studien und über 6 300 Teilnehmer umfasste, zeigte keinen Anstieg der unerwünschten Ereignisse zwischen aktiven taVNS- und Kontrollgruppen (5). Die gemeldeten Nebenwirkungen, wie leichte Ohrreizungen oder Kribbeln, waren minimal, und keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse wurden kausal mit der Technik in Verbindung gebracht. Damit gehört die taVNS zu den sichersten Neuromodulationsstrategien, die derzeit erforscht werden. Die taVNS kann einfach und präzise verabreicht werden, auch außerhalb des klinischen Umfelds. Ihre nicht-invasive Natur in Verbindung mit ihrer Sicherheit macht sie zu einem idealen Kandidaten für die langfristige Behandlung chronischer Erkrankungen.

Die nicht-invasive zervikale VNS hat auch ein starkes Sicherheitsprofil mit leichten und vorübergehenden Nebenwirkungen wie Hautreizungen, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfen oder Rachenbeschwerden gezeigt - ernsthafte Komplikationen und kardiale Probleme sind jedoch selten und nicht eindeutig gerätebedingt (6,7). Was jedoch die Anzahl der mit der transkutanen VNS getesteten Erkrankungen angeht, so liegt der taVNS-Ansatz sowohl hinsichtlich der Anzahl als auch der Vielfalt der getesteten Erkrankungen eindeutig vorn. Die Forschung im Bereich der tcVNS ist weniger umfangreich, bleibt spezialisierter und konzentriert sich auf die Kopfschmerztherapie (7).

Die potenziellen Anwendungen für taVNS sind breit gefächert und erweitern sich ständig. Laufende Forschungsarbeiten untersuchen den Einsatz bei Erkrankungen wie Epilepsie, Tinnitus, Migräne, Schlaflosigkeit, Alzheimer, Schlaganfall, chronischen Schmerzen, Koma und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (8). Diese Vielseitigkeit ist wahrscheinlich auf die zentrale Rolle des Vagusnervs als wichtiger Modulator des parasympathischen Nervensystems zurückzuführen, das die Homöostase des Körpers aufrechterhält und Entzündungen, Herzfrequenz, Verdauung und sogar die Stimmung reguliert (9). Dies könnte erklären, warum der Parasympathikus auch bei scheinbar nicht zusammenhängenden Erkrankungen eine Rolle spielt und warum die Neuromodulation ein so breites Spektrum an gesundheitlichen Ergebnissen beeinflussen kann. Sie fungiert als neurobiologisches Barometer und bietet Ärzten einen einzigartigen Zugang zur Ganzkörpermodulation.

Von allen untersuchten Erkrankungen ist die Depression die am gründlichsten untersuchte (8, 10). Klinische Studien haben vielversprechende Hinweise auf eine Verbesserung der Symptome gezeigt, insbesondere bei behandlungsresistenten Fällen. Noch überzeugender ist jedoch der vielschichtige Nutzen, den taVNS bieten könnte. Neben der Stimmungsaufhellung wurde die Stimulation mit Verbesserungen bei häufigen Komorbiditäten wie Schlaflosigkeit und Schmerzen in Verbindung gebracht. Was vielleicht noch wichtiger ist, ist die potenzielle Verringerung der unerwünschten Nebenwirkungen, die häufig mit der langfristigen Einnahme von Antidepressiva einhergehen. In der Tat kann taVNS eine „3-für-1“-Intervention darstellen, die gleichzeitig die Symptome, die damit verbundenen Störungen und die pharmazeutischen Nachteile behandelt.

Bei zervikalen Ansätzen ist jedoch weiterhin Vorsicht geboten. Die zervikale Neuromodulation hat zwar den Weg für medizinische Zulassungen geebnet, birgt aber auch beträchtliche Risiken - insbesondere bei der Stimulation motorischer efferenter Fasern von Herzzweigen (11, 12). Fälle von Bradykardie und Stimmbandlähmung (13) sind zwar selten, verdeutlichen aber die Notwendigkeit von Präzision und Zurückhaltung. Diese inhärenten anatomischen Einschränkungen der zervikalen Stimulation haben dazu geführt, dass die Aufmerksamkeit verstärkt auf aurikuläre Methoden gerichtet wird, die nur afferente Fasern stimulieren und asymmetrische kardiale Effekte vermeiden. In Anbetracht der konsistenten Sicherheitsdaten und der einfachen Anwendung ist es vernünftig vorherzusagen, dass künftige Zulassungen im Bereich der Neuromodulation zunehmend aurikuläre Methoden bevorzugen werden.

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One company helping to lead this charge is Parasym. Despite being a more recent entrant into the device space, their technology has already become one of the most studied and certified non-invasive vagus nerve neuromodulation tools on the market (8). Their contributions have helped shape the scientific discourse and build confidence in auricular neuromodulation as a clinically viable modality.

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In den letzten Monaten habe ich mich intensiv mit der Wissenschaft und der Anwendung der aurikulären Neuromodulation befasst. Von der Analyse globaler klinischer Studien über die Erstellung von Lehrvideos bis hin zur Prüfung der Geräteleistung aus erster Hand habe ich mich langsam aber sicher zu einem Spezialisten für die Wissenschaft der Vagusnerv-Neuromodulation entwickelt. Und was ich gesehen habe, stimmt mich unglaublich optimistisch. Mit jeder neuen Studie werden die klinischen Argumente für taVNS stärker.

Wir sind Zeugen der Geburt eines neuen medizinischen Paradigmas - der bioelektronischen Medizin - bei der Geräte direkt mit unserem Nervensystem kommunizieren, um zu heilen, wiederherzustellen und zu regulieren. taVNS steht an der Spitze dieses Bereichs: nicht-invasiv, patientenfreundlich, sicher und zunehmend evidenzbasiert. Mit jedem Jahr, das vergeht, nehmen Umfang und Qualität der taVNS-Forschung zu und zeichnen ein hoffnungsvolles Bild für Kliniker und Patienten gleichermaßen. Die Datenlage wird immer besser, die Sicherheit ist solide, und der Nutzen ist tiefgreifend. Der aurikuläre Weg ist nicht nur die Zukunft der Neuromodulation des Vagusnervs, sondern auch die Zukunft der Art und Weise, wie wir über die Behandlung von Krankheiten denken.

Ressourcen:

  1. US Food and Drug Administration (1997). PMA approval P970003 for VNS Therapy System. FDA Database. https://www.accessdata.fda.gov/scripts/cdrh/cfdocs/cfpma/pma.cfm?id=P970003 (Accessed 06 June 2025)
  2. US Food and Drug Administration (2005). PMA approval P970003/S050 for VNS Therapy System. FDA Database. https://www.accessdata.fda.gov/scripts/cdrh/cfdocs/cfpma/pma.cfm?id=P970003S050 (Accessed 06 June 2025)
  3. Mwamburi & Liebler (2017). Review of non-invasive vagus nerve stimulation (gammaCore): Efficacy, safety, potential impact on comorbidities, and economic burden for episodic and chronic cluster headache. American Journal of Managed Care, 23(17 Suppl): S317–S325. https://www.ajmc.com/view/review-of-noninvasive-vagus-nerve–stimulation-gammacore–efficacy-safety-potential-impact-on-comorbidities-and-economic-burden-for-episodic-and-chronic-cluster-headache
  4. Révész et al. (2016). Complications and safety of vagus nerve stimulation: 25 years of experience at a single center. Journal of Neurosurgery: Pediatrics, 18(1): 97–104. https://doi.org/10.3171/2016.1.PEDS15534
  5. Kim et al. (2022). Safety of transcutaneous auricular vagus nerve stimulation (taVNS): A systematic review and meta-analysis. Wissenschaftliche Berichte, 12: 22055. https://doi.org/10.1038/s41598-022-25864-1
  6. National Institute for Health and Care Excellence (NICE) (2016). Transcutaneous stimulation of the cervical branch of the vagus nerve for cluster headache and migraine: Interventional procedures guidance [IPG552]. NICE Guidance. https://www.nice.org.uk/guidance/IPG552
  7. Redgrave et al. (2018). Safety and tolerability of transcutaneous vagus nerve stimulation in humans: A systematic review. Brain Stimulation, 11(6): 1225–1238. https://doi.org/10.1016/j.brs.2018.08.010
  8. Gerges et al. (2024). Clinical application of transcutaneous auricular vagus nerve stimulation: A scoping review. Disability and Rehabilitation, 46(24): 5730–5760. https://doi.org/10.1080/09638288.2024.2313123
  9. Ottaviani & Macefield (2022). Structure and functions of the vagus nerve in mammals. Comprehensive Physiology, 12(4): 3989–4037. https://doi.org/10.1002/cphy.c210042
  10. Tan et al. (2023). The efficacy and safety of transcutaneous auricular vagus nerve stimulation in the treatment of depressive disorder: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Zeitschrift für affektive Störungen, 337: 37–49. https://doi.org/10.1016/j.jad.2023.05.048
  11. Hammer et al. (2018). Cervical vagus nerve morphometry and vascularity in the context of nerve stimulation – A cadaveric study. Wissenschaftliche Berichte, 8: 7997. https://doi.org/10.1038/s41598-018-26135-8
  12. Stephan et al. (2023). Spatially selective stimulation of the pig vagus nerve to modulate target effect versus side effect. Journal of Neural Engineering, 20: 016051. https://doi.org/10.1088/1741-2552/acb3fd
  13. Brauer et al. (2023). Laryngology outcomes following implantable vagus nerve stimulation. JAMA Otolaryngology–Head & Neck Surgery, 149(1): 49–53. https://doi.org/10.1001/jamaoto.2022.3699

Last Updated on Oktober 1, 2025

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